RömerMuseum Kastell Boiotro


Sonderausstellung der Staatlichen Antikensammlungen München im RömerMuseum Kastell Boiotro - Passau vom 23. April bis 7. November 2004
Begleitende Ausstellung zur Bayerisch-Oberösterreichischen Landesausstellung 2004 "Grenzenlos"


Die Sammlung Thun
Vergrößern In der Sonderausstellung "Die Sammlung Thun" präsentieren die Staatlichen Antikensammlungen München archäologische Funde der Sammlung des Passauer Fürstbischofs Josef Maria Thun und Hohenstein (1713 - 1763) im Passauer Römermuseum. Ausstellung und Katalog wurden eigens für diesen Anlaß konzipiert.

Während seiner Zeit als Fürstbischof von Gurk (1741 - 1762) und bei seinen Romaufenthalten trug Josef Maria Thun, als kulturell hochgebildeter und interessierter Mann, eine Sammlung von Antiken zusammen. Erhalten sind vor allen Dingen Bronzestatuetten der römischen Kaiserzeit, aber auch Gerätschaften aus Bronze, Inschriften, usw. Im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803 gelangte die Sammlung nach München.


Herkunft.
Die Herkunft der Stücke seiner Sammlung wird in der Literatur unterschiedlich beurteilt. Die Recherchen zu dieser Ausstellung erbrachten jedoch einige neue Erkenntnisse. So lassen sich einige Objekte eindeutig zuweisen: Einen Teil seiner Sammlung hat Thun in Rom selbst angekauft oder erhielt sie dort als Geschenk, z.B. ein kleines Marmorrelief aus dem Kapitolinischen Museum. Weitere Stücke stammen aus berühmten Sammlungen Roms und werden von berühmten Archäologen wie Johann Joachim Winckelmann u.a. erwähnt.
Einige Kleinbronzen kommen mit Sicherheit aus Italien, da sie etruskisch, italisch, picenisch usw. sind. Für diese scheidet Passau als Fundort schon aus chronologischen Gründen aus.

Weitere Bronzestatuetten und Fragmente von Großbronzen sind von einer außerordentlichen Qualität und lassen aus stilistischen Gründen keinen anderen Entstehungsort als das heutige Italien zu. Derartige Stücke sind bisher noch nicht in den nördlichen römischen Provinzen gefunden worden.
Vergrößerung
Bisher noch nicht identifizierte ägyptische oder indische Kunstwerke schließen von vorneherein Passau als Fundort aus.

Bei weniger qualitätvollen römischen Kleinbronzen gestaltet sich mit unseren heutigen Methoden die Zuordnung zu ihren Entstehungs- und Fundorten äußerst schwierig. Hier bietet ein Katalog des Bayerischen Nationalmuseums (1892), der auf eine heute verschollene Inventarliste zur Thun'schen Sammlung Bezug nimmt, eine erhellende Lösungsmöglichkeit.

Unter Nr. 184 wird eine frühgeschichtliche Certosa - Fibel erwähnt. Der Verfasser des Kataloges bemerkt bei der Beschreibung der Fibel: "Es sei daran erinnert, dass die Gegenstände der Thun'schen Sammlung aus Kärnten stammen..." . Da Josef Maria Thun 20 Jahre Fürstbischof in Gurk war, bietet schon seine Biographie eine wahrscheinliche Erklärung zur Herkunft weiterer Objekte seiner Sammlung.
Josef Maria Thun konzentrierte sich bei der Zusammenstellung seiner Antikensammlung vor allen Dingen auf die antike Kleinkunst. Keramische Produkte oder Terrakotten interessierten ihn dabei offensichtlich nicht. Er hat sich schon in Rom auf das Sammeln römischer Bronzen spezialisiert und blieb sich in diesem Punkt als Fürstbischof in Kärnten treu. Josef Maria Thun ist der Erste, der in Passau eine Antikensammlung besaß, dabei ist seine Spezialisierung auf antike Bronzewerke für das Barock ungewöhnlich.

Nach Thuns Tod 1763 blieb seine Sammlung in Passau, wo sie in der Hofbibliothek des Fürstbischofes Leopold Leonhard Reichsgraf von Thun aufbewahrt wurde. Im Zuge der Säkularisation kam die Sammlung Thun nach München. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten dort die Aufbewahrungsorte; schließlich wurde der Bestand auf einzelne Spezialsammlungen verteilt. In den verschieden Museen konnte über die Hälfte der Objekte der Thun'schen Sammlung von den Mitarbeitern der Staatlichen Antikensammlungen München identifiziert werden. Nach 200 Jahren kehrt der Großteil der Sammlung Thun nach Passau für diese Sonderausstellung zurück.



Josef Maria Reichsgraf von Thun und Hohenstein

Vergrößern Josef Maria Graf von Thun wurde 1713 als sechstes von sieben Kindern in Trient geboren. Als nachgeborenes Kind, dem nur ein geringes Erbe zustand, bestimmte man ihn zur geistlichen Laufbahn. Mit 16 Jahren erwarb er ein Kanonikat in Salzburg, zwei Jahre darauf (1731) wurde Thun in das Passauer Domkapitel aufgenommen. Nach theologischem und juristischem Studium an der Universität Salzburg berief ihn Kaiser Karl VI. 1739 zum außerordentlichen Gesandten am päpstlichen Stuhl, wo er bis 1744 blieb. Zugleich wurde er zum Auditor sacrae romanae rotae ernannt, dadurch nahm er an den Verhandlungen des päpstlichen Gerichtshofes teil. In diesen Funktionen lernte Thun römische Adelige und geistliche Würdenträger kennen, von denen einige Antiken-Sammlungen besaßen oder zumindest Interesse an der Antike hatten. Diese Kontakte und auch der Aufenthalt in Rom selbst dürften den jungen Thun angeregt haben, sich selbst eine Sammlung anzulegen.

1741 wurde Josef M. Thun von Kaiserin Maria Theresia zum Fürstbischof von Gurk (Kärnten) nominiert und im folgenden Jahr von Papst Benedikt XIV. in Rom zum Bischof geweiht. Für die nächsten 20 Jahre blieb er Fürstbischof von Gurk.

1761 wurde Thun zum Fürstbischof von Passau gewählt und am 23. Mai 1762 inthronisiert, so blieben ihm in seinem Passauer Amt bis zu seinem Tod nur 13 Monate. Mit der ihm eigenen Energie brachte er im Geist der Aufklärung frischen Wind nach Passau: Er förderte die Wirtschaft durch die Einführung kaufmännischer Grundsätze und durch bessere Verkehrsanbindungen (in Passau etwa den Ilzdurchbruch), im Sozialwesen setzte er staatliche Versorgung durch. Thun förderte das kulturelle Leben und reformierte die Priesterausbildung. Als hochgebildeter Mann leistete er Arbeiten für eine Übersetzung und Erklärung des Neuen Testaments. Am 15. Juni 1763 verstarb Josef Maria Thun auf einer Visitationsreise durch sein Bistum und wurde im Dom von Passau beigesetzt.






 
"Krieger oder Mars" Spätes 4. Jh. v. Chr.
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"Hundemarke" 4. Jh. v. Chr.
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"Grabstein dreier Mädchen" 60. n. Chr.
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"Pferdekopflampe" 1. Jh. n. Chr.
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