Sonderausstellung des Rheinischen Landesmuseums Bonn und der Stadtarchäologie Passau im RömerMuseum Kastell Boiotro - Passau vom 6. August bis 3. November 2002
Transparenz und Farbenspiel Glas der Römer
aus dem Rheinischen Landesmuseum Bonn
Die vom Rheinischen Landesmuseum Bonn aus seiner Sammlung für diese Ausstellung zusammengestellten Gläser geben einen Überblick über die Vielfalt der Herstellungstechniken sowie den Formen- und Dekorationsreichtum römischer Gläser aus vier Jahrhunderten.
Die Herstellungstechniken sind auch der Leitfaden für die Gruppierung der ausgestellten Gläser.
Die meisten ganz erhaltenen Gläser stammen aus Gräbern. Nur selten findet man sie in Siedlungen.
Die ersten römischen Gläser kamen mit den Eroberungstruppen aus Italien und Südgallien in die germanische Provinz (farbige Gläser des 1. Jh.), aber bald etablierten sich im Rheinland eigenständige Werkstätten, und es entstand eine leistungsfähige Glasproduktion. In Städten, Militärlagern und Gutshöfen entdeckt man bei Ausgrabungen Spuren von Glashütten (Schmelztiegel, Schmelze, Ofenreste, Rohglas) und vor allem in Gräbern deren Erzeugnisse im Überfluß. Daran erinnern die Grabkomplexe.
Eine Präsentation antiker Gläser könnte man nach Funktionsgruppen ordnen und erhielte dann einen Überblick über Trink- und Speisegeschirr, Vorratsgefäße, kosmetische Behälter und gläserne Gerätschaften; oder man könnte sie zeitlich gliedern, um den Wandel der Formen und des Formenrepertoires sowie der damit verbundenen Lebensgewohnheiten darzustellen. Hier ist die Technik das Leitprinzip: fast 200 Exponate, die annähernd vollständig den römischen Typenbestand aus vier Jahrhunderten vertreten, illustrieren die wichtigsten Herstellungs- und Dekorationsvarianten.
Rohstoffe: Glas ist der älteste synthetische Werkstoff der Welt, dessen Zusammensetzung und Verarbeitungsmethoden sich im Prinzip seit der Antike nicht geändert haben. Quarzsand, Soda, Kalk und Metalloxyde werden unter Hitzeeinwirkung miteinander verbunden. Mineralisches Natron oder Soda, die Asche salzhaltiger Meerespflanzen, senkt als Flussmittel den Schmelzpunkt des Gemenges, Kalk macht das Glas widerstandsfähig und glänzend. Diesen Grundsubstanzen kann man zerstoßenes Altglas hinzufügen, das den Schmelzpunkt nochmals senkt. Metalloxyde bringen die leuchtenden Farben hervor. Farbige Gläser galten als Ersatz für Edelsteine, man ahmte damit z.B. roten Granat, grünen Malachit oder Japis, blauen Lapislazuli, schwarzen oder braunroten Obsidian nach. Die Griechen nannten farbige Gläser "Steine aus dem Ofen". Natürliche Verunreinigungen der Rohstoffe - z.B. Eisen im Sand - verursachen die bläulichen bis grünliche Töne des "natur"farbenen Glases, Manganoxyd entfärbt.
Verarbeitung: Die Geschichte der Glasherstellung zeigt, dass die meisten Techniken im alten Orient erfunden worden sind. Glas war dort als Glasur schon im 4. Jahrtausend v. Chr. bekannt, Glasperlen gab es seit dem 3. Jahrtausend und seit dem 2. sind kleine Glasgefäße nachweisbar, für die man einen Tonkern mit zähflüssiger Glasmasse überzog und nach deren Erkalten wieder entfernte.
Formvarianten: Gläser können frei geblasen werden. Besondere Leistungen
stellen die großformatigen Gläser dar. Man kann sie aber auch mit Hilfe
von Modeln und Formen herstellen ; die Gestaltungsmöglichkeiten sind fast
unerschöpflich: Dellen entstehen beim Blasen durch Ansaugen der Luft; Falten
sind in einem Model gestaucht oder mit einem stumpfen Werkzeug eingedrückt
(Faltenschalen): "Optische" Rippen bläst man in einer Vorform an, die
gezackt ist wie eine Gugelhupfform; beim freien Weiterblasen vergrößert,
verzieht oder verdreht sich das Muster. Die Körper kubischer und
zylindrischer Flaschen und Krüge werden in entsprechenden, bis zur
Gefäßschulter reichenden Kasten- oder Halbformen geblasen.
Weiterführende Links:
Rheinisches Landesmuseum Bonn
Römisches Museum Augsburg
Pressemitteilung
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