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![]() Geologie Passau, geologisch ein Ausläufer des Bayerischen Waldes, ist geprägt durch die beiden schiffbaren Flüsse Donau und Inn. Die von Norden in die Donau mündende Ilz ergänzt dieses System und erschließt gleichzeitig den Weg nach Böhmen. Die West-Ost-Achse Donau und die Nord-Süd-Achse Inn/Ilz kreuzen sich in Passau. Sie bilden seit vorgeschichtlicher Zeit einen Knotenpunkt für Verkehr und Handel und die Ursache für die Anlage von Siedlungen. ![]() Zwar sind bereits seit dem Paläolithikum menschliche Aktivitäten im ostbayerischen Donauraum nachzuweisen, doch stammen die ältesten Funde aus dem heutigen Passauer Stadtgebiet erst aus dem Mesolithikum ![]() ![]() ![]() Weitere neolithische Siedlungen lagen z.B. nördlich der Donau oberhalb der Ilzstadt ![]() ![]() ![]() ![]() Endneolithische/frühbronzezeitliche Fundplätze nördlich der Donau könnten Hinweise auf landwirtschaftliche Anwesen geben ![]() ![]() Aus der Bronzezeit stammt der früheste Befund zur Passauer Siedlungsgeschichte: Ein über 4,6m langer Buchenholzbalken ![]() ![]() ![]() ![]() Ebenso wie in den Jahrtausenden zuvor spielte für die Menschen der Spätlatènezeit die günstige topographische Situation und die exzellente wirtschaftsgeographische Lage die entscheidende Rolle für die Anlage ihrer Siedlung auf der Donauhalbinsel ![]() ![]() Römische Zeit ![]() In römischer Zeit wurde Passau Grenzstadt. Während die Donau das Römische Reich vom freien Germanien trennte, bildete der Inn nicht nur die Grenze zwischen den Provinzen Rätien und Norikum, sondern auch die zwischen dem gallischen und illyrischen Zollbezirk ![]() Die frühesten Belege der römischen Okkupation der in Rätien gelegenen Altstadt Passaus stammen aus claudischer Zeit. Einen kleinen Militärposten im Bereich der Ortsspitze baute das Militär im Laufe des 1. und 2. Jahrhunderts zu einem Kastell aus ![]() Das Nachfolgekastell errichteten die Römer auf dem Domberg und stationierten hier die 9. Bataverkohorte ![]() Nach den Zerstörungen bei den Alamanneneinfällen um 240 n.Chr. zog man erneut zur Ortsspitze und errichtete ein spätantikes Kastell mit dem mehrfach überlieferten Namen Batavis ![]() Im Zuge des Limesausbaus unter Domitian errichteten die römischen Militärs an der Mündung des Inns in die Donau ein Kastell von 13000 - 14000 qm Größe nebst der dazugehörigen Zivilsiedlung ![]() ![]() Nach der Zerstörung des Kastells Boiodurum sowie der umgebenden Zivilsiedlung um 240 n.Chr. errichtete man etwa 1 km innaufwärts gegen 300 n.Chr. ein kleines, burgartiges Kastell ![]() Mittelalter Funde des 6. und 7. Jahrhunderts sowie der Name belegen eine mögliche Kontinuität von der Spätantike zum Mittelalter. Wahrscheinlich wurde Passau, nachdem 715 Herzog Theodo das Land unter seinen Söhnen aufteilte, agilolfingische Residenz. Außerdem ließ Vivilo sich in Passau im 8. Jahrhundert als Bischof nieder. Das Bistum Passau wurde durch die Ausdehnung Bayerns in den folgenden Jahren zur größten Diözese des deutschen Reiches. Mittelpunkt blieb Passau, dabei waren die Bischöfe nicht nur geistliche Herren, sondern übten durch Schenkungen von Kaisern, Königen und des Adels auch die weltliche Macht aus. Dieses geistige und weltliche Machtzentrum bildete u.a. auch die Grundlage für die Entstehung eines Handelsortes von überregionaler Bedeutung: Die seit Jahrtausenden genutzten Verkehrsachsen Donau und Inn blühten wieder auf, und der Goldene Steig erschloß seit dem 11. Jahrhundert den Warenaustausch mit Böhmen. 1390 erhielt Passau das Niederlagsrecht für Wein und Salz, was einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung bedeutete, von dem auch das Handwerk profitierte (Wolfsklingen). Warum Stadtarchäologie? Allein dieser kurze Überblick über die mehrtausendjährige Geschichte Passaus begründet die Einrichtung einer Stadtarchäologie. Ohne die Archäologie wäre die Siedlungsgeschichte im Bereich des heutigen Passau 6000 - 7000 Jahre jünger, vom römerzeitlichen Passau wüßte man nicht mehr als den Namen und vom mittelalterlichen Passau blieben auch nicht mehr als einige Schriftquellen oder wenige Bauten, die allerdings durch spätere Umbauten einen verfälschenden Blick bieten. Realia, die z.B. das Alltagsleben bezeugen, wären eine ungenutzte Quelle für zahlreiche Fragestellungen. So verwundert es eigentlich, daß die Stadt Passau erst 1988 eine Abteilung Stadtarchäologie einrichtete. Vielleicht etablierte man in Passau die Archäologie im Vergleich mit anderen Kommunen Niederbayerns auch so spät, weil sich in Passau im Gegensatz etwa zu Straubing keine kontinuierliche Spatenforschnung entwickelt hatte. Geschichte der Archäologie in Passau Bis etwa 1970 fanden Ausgrabungen nur sehr sporadisch statt: Zu Beginn des Jahrhunderts grub F.J. Engel im mittelkaiserzeitlichen Kastell Boiodurum, P. Reinecke untersuchte im Seminargarten an der Römerwehr, wo eine spätantike Wehrmauer zu Tage kam. Bauforschnung betrieb 1928 H. Hörmann, der in der Severinskirche grub. Bis 1955, natürlich auch bedingt durch den 2. Weltkrieg, geschah archäologisch in Passau nichts, bis H. Schönberger wiederum im Kastell Boiodurum einige Schnitte legte. Danach sank Passau für weitere 20 Jahre in einen archäologischen Dornröschenschlaf, bis R. Christlein mit seinen Grabungen in der Hl. Kreuz-Kirche des Klosters Niedernburg u.a. das spätantike Kastell Batavis oder in der Instadt das in der Severinsvita erwähnte spätantike Kastell Boiotro entdeckte und die Archäoloie zu neuem Leben erweckte. Weitere Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege wie z.B. in der Lukas-Kern-Straße und dem Domkreuzgang folgten. Stadtarchäologie heute Wegen der zahlreichen Grabungen mit ihren z.T. für übergreifende wissenschaftliche Fragestellungen bedeutsamen Ergebnissen und wegen der zwangsläufig nur punktuellen bodendenkmalpflegerischen Betreuung des Passauer Stadtgebietes durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege entschloß sich die Stadt Passau im August 1988, einen Stadtarchäologen einzustellen. Im Vergleich mit anderen kommunalen Archäologie-Einrichtungen darf die Arbeitssituation als sehr gut und die Bereitstellung von finanziellen Mitteln als bisher großzügig bezeichnet werden. Allerdings macht die Budgetierung auch vor dem Haushalt der Stadtarchäologie nicht Halt: Als Folge konnten 1999 zwei Arbeiterstellungen nicht mehr besetzt werden. Neben dem Wissenschaftler beschäftigt die Stadt z.Zt. einen Grabungstechniker, einen Grabungszeicher und 6 Grabungsarbeiter. Die Passauer Stadtarchäologie ist eine selbstständige Abteilung im Kulturreferat. Neben den durch das Gesetz vorgegebenen Aufgaben, die in erster Linie in Notgrabungen bestehen, betreut die Stadtarchäologie auch das Römermuseum Kastell Boiotro. Text: Dr. Jörg-Peter Niemeier Kontakt: Stadtarchäologie Passau Dr. Thomas Maurer |
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