Stadtarchäologie Passau: RömerMuseum Kastell Boiotro, Römische Kaiserporträts
RömerMuseum Kastell Boiotro


Die Stadtarchäologie Passau zeigt in der Zeit vom 11.4. - 5.10.2008 im RömerMuseum Kastell Boiotro die Sonderausstellung "RÖMISCHE KAISERPORTRÄTS"

Auswahl einiger ausgestellter Porträts

Augustus, Actium-Typus
Caius Octavius; nach der Adoption durch Caesar:
Caius Iulius Caesar
(*23. September 63 v., reg. 27 v. - 19. August 14. n.Chr.)


Mallorca, Alcudia, Privatbesitz (Marqués de Campo Franco)
Fundort: unbekannt; aus Pollentia (?)
Datierung: frühaugusteisch
Marmor

Der junge Octavian und spätere Kaiser Augustus siegte im Jahr 31 v.Chr. bei der Schlacht von Actium über seinen größten Gegner, Marc Anton, und erlangte die Alleinherrschaft über das Römische Imperium. Lange Zeit wurde aufgrund der Bedeutung dieses Sieges in der Forschung angenommen, daß der Porträttypus des Augustus mit dem energisch gedrehten Kopf, der bewegten Gesichtsmodellierung und dem aufgeworfenen Haar anläßlich des Sieges bei Actium geschaffen wurde. Die neuere Forschung hat jedoch darauf hin- gewiesen, daß dieser Typus auf Münzen bereits vor Actium vorkommt. Das Porträtkonzept datiert also in die Frühzeit des Augustusporträts und knüpft eng an das republikanische Feldherrenporträt an.
Augustus, Prima Porta-Typus
Caius Octavius; nach der Adoption durch Caesar:
Caius Iulius Caesar
(*23. September 63 v., reg. 27 v. - 19. August 14. n.Chr.)


Rom, Musei Vaticani Inv. 2290
Fundort: Rom, Prima Porta, Villa der Livia
Datierung: 19-17 v.Chr.
Marmor

Die in der Villa der Livia bei Prima Porta im Norden Roms gefundene Panzerstatue ist in der Archäologie namengebend für den Porträttypus „Prima Porta“ des Augustus. In der Überlieferung des Augustusporträts ist dieser Typus besonders häufig vertreten. Er prägt als Haupttypus das Bild dieses Kaisers, das durch eine ideale, ewig jugendliche und beruhigte Formensprache gekennzeichnet ist. Die Panzerstatue greift dabei wie der Porträttypus selbst klassische Vorbilder des 5. Jhs. v.Chr. auf.
Nero, 4. Typus
Lucius Domitius Ahenobarbus; nach der Adoption durch Claudius: Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus Caesar
(*15. Dezember 37, reg. 54 – 9. Juni 68 n.Chr.)


München, Glyptothek Inv. 321
Fundort: unbekannt
Datierung: nach 64 n.Chr und vor 68 n.Chr
Marmor

Der letzte Bildnistypus des Nero ist eine Steigerung der neuen Selbstdarstellung des vorhergehenden Typus und ist seit 64 n.Chr. durch Münzporträts belegt. Die Sichellocken verlaufen nun alle zur linken Schläfe. Das Nackenhaar ist sehr lang. Das Gesicht wirkt fleischig und verfettet. Augen und Mund versinken tief in Fettpolstern. Die neue Selbstdarstellung Neros ist als Ausdruck von Luxus und Genuss zu sehen. Besonders die kunstvoll frisierten Haare finden eine weite Verbreitung, wie zahlreiche Privatporträts neronischer und flavischer Zeit belegen.
Trajan, 1. Typus
Marcus Ulpius Traianus
(*18. September 53, reg. 98 – 8. August 117 n.Chr.)


München, Glyptothek, Inv. 335
(ehemals Palazzo Bevilacqua, Verona)
Fundort: unbekannt
Datierung: Kopie nach einem Urbild zwischen 108-117 n.Chr.
Marmor

Die Büste Trajans kombiniert mehrere Attribute, um die militärischen Tugenden des Kaisers zu unterstreichen. Trajan trägt den Eichenkranz (corona civica), der ursprünglich als militärische Ehrung für die Rettung eines römischen Bürgers verliehen wurde, von Augustus jedoch bereits auf die Rettung aller Bürger erweitert wurde. Das Schwertband über der Brust zeichnet ihn als Heerführer aus. Auf seiner linken Schulter liegt die Aegis mit Gorgoneion, das als Attribut von Jupiter übernommen wurde. Gegenüber den flavischen Kaisern trägt Trajan eine schlichte Frisur mit einfach in die Stirn gestrichenen Haaren.
Marc Aurel, 3. Typus
Marcus Catilius Severus; nach der Adoption durch Antoninus Pius: Marcus Aelius Aurelius Verus
(*26. April 121 n., reg. 161 – 17. März 180 n.Chr.)


Potsdam, Sanssouci Inv. 1571 = Berlin,
Antikensammlung SMB Inv. Sk 373
Fundort: unbekannt; 1724 aus der Slg. Polignac erworben
Datierung: um 165 n.Chr.
Marmor

Nach dem Tod seines Adoptivvaters Antoninus Pius übernahm Marc Aurel zusammen mit Lucius Verus die Herrschaft. Ein neuer, dritter Porträttypus entstand aus diesem Anlaß. Er wird nun als erwachsener Mann dargestellt. Sein Haupthaar reicht bis zu den Schläfen, wo der Kinnbart ansetzt. Das Gesicht wirkt daher eingerahmt. In diesem Abguß sind Schnurrbart und Nase ergänzt. Der Kopf des Originals in Potsdam wurde auf eine antike, aber nicht zugehörige Panzerbüste gesetzt, welche nicht mit abgegossen wurde.
Maximinus Thrax
(*173, reg. 235 – April 238 n.Chr.)


Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek Inv. 744
Fundort: unbekannt; 1892 in Rom vom Kunsthändler
Martinetti erworben
Datierung: 235-238 n.Chr.
Marmor

Mit dem Tod des Alexander Severus endet die Dynastie der Severer und die Zeit der Senats- und Soldatenkaiser beginnt. Maximinus Thrax ist der erste Kaiser, der sich nur kurze Zeit behaupten kann und bald wieder abgesetzt wird. Sein Porträt ist mit dem kurzen Haar, dem kurzgeschorenen Bart und den markant herausgearbeiteten mimischen Formeln ein typischer Vertreter dieser Phase römischer Porträtproduktion. Die Augenbrauen sind zusammengezogen, die Stirn in Falten gelegt und das Gesicht durch tiefe Falten zerfrucht. Es ist ein Lei stungsporträt, das die Sorge um das Imperium, die cura imperii, zum Ausdruck bringen soll.
Diokletian (?)
Diokles
(*zwischen 241 und 244, reg. 284-305; gest. ca. 313)


Istanbul, Archäologisches Museum Inv. 4864
Fundort: unbekannt
Datierung: tetrarchisch
Marmor

Das Porträt des Begründers der Tetrarchie, d.h. der gemeinsamen Herrschaft von zwei Augusti und zwei Caesares am Ende des 3. Jhs. n.Chr., ist nur lückenhaft bekannt. Auf Münzen und in einer der te-trarchischen Porphyrgruppen im Vatikan sind bildliche Wiedergaben dieses Kaisers überliefert. Aufgrund der programmatisch entindividualisierten Wiedergabe seiner Züge in diesen Denkmälergattungen ist es jedoch schwierig, Indizien für die Benennung von Marmorporträts zu gewinnen. Gegenüber den Münzen und Porphyrporträts weisen Marmorporträts in der Regel sehr viel individuellere Charakterisierungen auf. Dementsprechend umstritten ist die Deutung dieses Kopfes als Porträt des Diokleltian.




RömerMuseum Kastell Boiotro - Passau
Lederergasse 43, 94032 Passau, Tel.: 0851/34769, boiotro@passau.de, Di. bis So. von 10.00 bis 16.00 Uhr.









 
 
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