Das RömerMuseum Kastell Boiotro Passau präsentiert vom 3. April bis 4. Oktober 2009 die Sonderausstellung "Rasna - Die Etrusker"
Das Gelage
Zahlreiche Darstellungen und Überreste von Trink- und Essgelagen verdeutlichen
deren enorme Bedeutung in der etruskischen Kultur. Zunächst Statussymbol
der Oberschicht, verbreitete sich diese Sitte seit dem 6. Jh. v. Chr. in
weiten Teilen der Bevölkerung. Übernommen wurden die Trinksitten - man
trank im Liegen - von den Griechen, die sie wiederum aus dem Vorderen Orient
übernommen hatten. Die Mahlzeit wurde zu mehreren, meist zu zweit, auf
einem Speisesofa, der sog. Kline, eingenommen. Eine besondere Rolle spielte
der Genuss von Wein. Dieser wurde anfänglich aus den verschiedenen Anbaugebieten
des Mittelmeerraumes importiert und ab
dem 7. Jh. v. Chr. von den Etruskern auch selbst
produziert.
Zur Durchführung eines Gelages (Symposion)
wurde eine bestimmte Ausstattung an Gefäßen
und Geräten benötigt. Der Wein und das Wasser
wurden in Vorratsgefäßen (Amphoren) bereitgestellt
und in verschiedenen Arten von großen
offenen Gefäßen, Kesseln oder Krateren gemischt.
Mit einer Kanne oder einer Schöpfkelle
konnte der Wein direkt aus diesen großen Mischgefäßen
entnommen und verteilt werden. Vor dem
Konsum wurde der mit Gewürzen angereicherte
Wein mit Hilfe von Bronzesieben gefiltert. Des
Weiteren wurden verschiedene Arten von Trinkgefäßen,
wie Schalen oder Becher, benötigt. Zu dieser
Grundausstattung können noch verschiedene
Teller und Schüsseln zum Servieren von Speisen
sowie anderes Zubehör wie Bratspieße hinzukommen.
Große Bronzebecken dienten - mit Holzkohle
gefüllt - zum Heizen in kälteren Jahreszeiten
oder - mit Eis oder kaltem Wasser gefüllt - zum
Kühlen des Weins.
Ein wesentlicher Unterschied zum griechischen
Symposion ist der, dass auf den etruskischen
Gelagedarstellungen auch Frauen neben den
Männern auf den Klinen liegend dargestellt sind.
Bei den Griechen wäre dies undenkbar gewesen
- das Symposion war allein der Männerwelt vorbehalten.
Bei einem Großteil der Gelagedarstellungen, die aus Gräbern stammen, ist
davon auszugehen, dass kein - normales - alltägliches Symposion dargestellt
ist, sondern dass es sich um Totenmahle oder andere Festlichkeiten zu Ehren
eines Verstorbenen oder der Ahnen handelt. Daher stellt sich auch die Frage,
wie die Gelageausstattung der Gräber zu verstehen ist: als Zeichen für die
Totenfeiern der Familie am Grab, als Ausstattung für die Gelage mit den Vorfahren
im Jenseits oder einfach als Statutssymbol für den Reichtum und die
Kultur des Verstorbenen.
Eine Ausstellung des Akademischen Kunstmuseums der Universität Bonn. Aufbau und Organisation der Ausstellung in Passsau - Stadtarchäologie Passau.
RömerMuseum Kastell Boiotro - Passau
Lederergasse 43, 94032 Passau, Tel.: 0851/34769, boiotro@passau.de, Di. bis So. von 10.00 bis 16.00 Uhr.
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