Das RömerMuseum Kastell Boiotro Passau präsentiert vom 3. April bis 4. Oktober 2009 die Sonderausstellung
"RASNA DIE ETRUSKER"
DIE AUSSTELLUNG
Das Akademische Kunstmuseum der Universität Bonn ist im Besitz von rund
800 etruskischen Artefakten. Diese Sammlung wurde zu großen Teilen im
späten 19. und frühen 20. Jahrhundert unter dem damaligen Museumsdirektor
Georg Loeschcke zusammengetragen. Die hier gezeigte Auswahl soll ein
möglichst umfassendes Bild der etruskischen Kultur bieten. Der überwiegende
Teil der Exponate wird hierbei erstmalig ausgestellt. Viele von ihnen wurden
neu restauriert und zum Teil auch rekonstruiert, wie der große Greifenkessel
und die Statuenurne.
Die Antiken sind in der Ausstellung drei Bereichen zugeordnet: |
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Leben |
Glauben |
Sterben |
Im Bereich Leben werden die vielfältigen Handels- und Kulturkontakte, die Rolle von Mann und Frau sowie das Trinkgelage thematisiert. Im Bereich Glauben werden die Götter vorgestellt, und vor allem kann anhand zahlreicher
Weihgaben ein umfassendes Bild der Frömmigkeit und der religiösen Praxis auch der einfachen Bevölkerung visualisiert werden. Im Bereich Sterben wird ein chronologischer Überblick über alle Epochen und Gattungen geboten, aber
auch ein Einblick in die Vorstellungen der Etrusker zu Tod und Jenseits gewährt.
DIE ETRUSKER
Rasna bzw. Rasenna nannten sich die Etrusker selbst; als Tyrrhenoi wurden
sie von den Griechen, als Tusci bzw. Etrusci von den Römern bezeichnet. Sie
bildeten die am höchsten entwickelte Kultur des vorrömischen Italien, die sich
vom 8. bis 1. Jahrhundert v. Chr., bis zum Aufgehen in das römische Reich,
nachweisen lässt.
ETRURIEN
Das etruskische Kernland umfasste die heutige Toskana sowie den nördlichen
Teil Latiums und den Westen Umbriens. Die natürlichen Grenzen bildeten im
Westen das Tyrrhenische Meer, im Süden und Osten der Tiber, im Norden
der Arno und der Apennin. Zur Zeit ihrer größten Macht und Blüte im 6. Jahrhundert
erweiterten die Etrusker ihren Einflussbereich und beherrschten Teile
Kampaniens im Süden und weite Teile der Poebene im Norden. Darüber hinaus
gab es eine etruskische Präsenz auf Korsika, in Südfrankreich und Nordafrika.
Etrurien gliederte sich in einzelne Stadtstaaten, die in einem Zwölfstädtebund
zusammengeschlossen waren. Das Verbindende war vor allem die gemeinsame
Sprache und Religion. Die Städte im Norden waren eher dem Binnenland
zugewandt und lagen zumeist auf der Spitze steil abfallender Hügel, während
die großen Städte des Südens auf Hochplateaus angelegt wurden, die von
tiefen Flusstälern begrenzt wurden.
DIE VOLKSWERDUNG
Häufig werden die Etrusker heute noch als geheimnisvolles Volk bezeichnet.
Das bezieht sich insbesondere auf ihre Herkunft, die bereits in der
Antike kontrovers diskutiert wurde. Zahlreiche Autoren meinen, dass es sich
um aus Kleinasien ausgewanderte Lyder, um aus dem süd-öst-lichen Mittelmeerbereich
zugewanderte Pelasger oder aus dem Norden stammende Rätier
handele. Andere sind der Ansicht, die Etrusker seien Ureinwohner Italiens.
Der Realität kommt es sehr viel näher, wenn man von einer Mischung verschiedener
Elemente spricht, die sich in einem Prozess der Volkswerdung
über viele Jahrhunderte vom 2. Jahrtausend über die frühe Eisenzeit zu
dem entwickeln, was wir ab ca. 700 v. Chr. als Etrusker bezeichnen können.
AUFSTIEG UND BLÜTE
Bereits in der Villanova-Zeit des 9. - 8. Jahrhunderts wurden die reichen Bodenschätze
Etruriens ausgebeutet und führten zu einem immer intensiveren
Fernhandel. Es bildeten sich Ansammlungen dörflicher Siedlungen, aus denen
dann die etruskischen Städte erwuchsen. Besser noch kennen wir die Nekropolen,
anhand derer man gesellschaftliche Veränderungen gut rekonstruieren
kann. Gräber mit reichen Beigaben lassen die Herausbildung einer neuen
Oberschicht erkennen, die sich im 8. Jahrhundert unter Einfluss der griechischen
Koloniestädte in Süditalien und durch engen Kontakt zum Vorderen
Orient bildete. Das 7. und 6. Jahrhundert kann als eine Phase der wirtschaftlichen
Prosperität und der Expansion bezeichnet werden, deren Grundlage
Bodenschätze, aber auch agrarische Produkte wie Öl und Wein bilden. Zur
Sicherung der Handelsvormacht im westlichen Mittelmeer gegen die Griechen
schlossen die Etrusker eine Allianz mit den Karthagern. In der Seeschlacht vor
Aleria 540 v. Chr. besiegten sie gemeinsam eine griechische Flotte.
WANDEL UND NIEDERGANG
Seit dem 5. Jahrhundert erlebte Etrurien eine lange währende Epoche politischen
und ökonomischen Wandels und des Niedergangs. Die Handelsvorherrschaft
im westlichen Mittelmeer geriet zunächst durch die Konkurrenz der
griechischen Kolonien in Süditalien in Gefahr. Im Laufe des 5. Jahrhunderts
verloren besonders die bis dahin reichen südetruskischen Handelsstädte an
Bedeutung, da der Fernhandel über das tyrrhenische Meer stark behindert
war. Ein großer Teil des Warenverkehrs wurde nun über die Adriahäfen abgewickelt,
wovon vor allem die Städte des Binnenlandes profitierten, die eine
Blütezeit erlebten.
DIE ROMANISIERUNG
Der langwierige Prozess der Romanisierung Italiens und Etruriens vollzog sich
in mehreren Phasen bis zur Zeit des ersten römischen Kaisers Augustus. Die
Auseinandersetzungen der etruskischen Städte mit Rom verstärkten sich im
4. Jahrhundert. Im Jahr 396 v. Chr. wurde Veji erobert; andere Städte mussten
langfristige Bündnisverträge abschließen, die ihnen allerdings die innere Autonomie
beließen. Zur Festigung der Herrschaft wurden an strategisch wichtigen
Punkten römische Kolonien gegründet. Eine zweite Romanisierungswelle
in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts band ganz Mittelitalien endgültig an
Rom. Während im 2. Jahrhundert die etruskische Sprache noch lebte und ein
eigenständiges Kunsthandwerk an vielen Orten blühte, so war mit dem Bundesgenossenkrieg
91-88 v. Chr. ein Wendepunkt erreicht: Alle Etrusker erhielten
das römische Bürgerrecht, und die Städte wurden zu römischen Munizipien.
Das Lateinische war nun Amtssprache und das Etruskische starb im Laufe
des 1. Jahrhunderts völlig aus.
Eine Ausstellung des Akademischen Kunstmuseums der Universität Bonn. Aufbau und Organisation der Ausstellung in Passsau - Stadtarchäologie Passau.
RömerMuseum Kastell Boiotro - Passau
Lederergasse 43, 94032 Passau, Tel.: 0851/34769, boiotro@passau.de, Di. bis So. von 10.00 bis 16.00 Uhr.
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